Tiefschneefahren ist wie Fliegen


Es schneit, gestern schneite es auch. Wir fahren mit den Autos zur Gondel und sind froh um unseren Vierradantrieb. Dann geht’s hinauf auf den Didamskopf im Bregenzerwald. Zuerst sehen wir nichts dort oben. Stecken in den Wolken, fahren die ersten Abfahrten fast blind. Dann reisst es auf. Die Sonne ist plötzlich in ihrer vollen Leuchtkraft da und nun sehen wir den frisch verschneiten Bergwinter in seiner ganzen Pracht. Jungfräuliche Hänge ohne eine einzige Spur überall. Alle Pisten lassen wir links liegen. Ab in den Tiefschnee. Pulverig, beinah einen Meter hoch, göttlich! Wir legen die ersten Spuren, alle von uns, es ist leicht, es ist reines Vergnügen! Der Pulverschnee hält uns und lässt uns doch frei schwingen, er gibt uns unsere Spuren und lässt uns die Linien doch selber ziehen. Es ist das absolut beste Tiefschneefahren der letzten 50 Jahre!

Und das Beste vom Besten ist der Steilhang. Dort liegt der Pulverschnee hüfttief. Der Hang ist so steil, dass man etwas Mut braucht, um oben einzusteigen. Aber heute nicht. Die Pulverschneemasse hält mich am Berg, begrenzt das Tempo und ich schwinge fast im freien Fall den steilen Hang hinunter, ohne Zwischenhalt, fast wie Fliegen fühlt es sich an. Ich flute mich mit Adrenalin und mein Herz stampft. An der Brille hängt Schnee, ich sehe fast nichts, aber das Schwingen geht auch so. Nocheinmal und nocheinmal rauf und wieder den Steilhang runter. Auch mit den Spuren drin gibt es kein Problem, so leicht ist der Schnee heut. Wir fahren, nein befliegen ihn bis zur Erschöpfung, bis zur letzten Bahn.

(Bregenzerwald, Österreich, Dezember 2013)

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