Der Federer-Effekt

Der Federer-Effekt

Plötzlich sehe ich es. 

All die Jahre, in denen ich Tennis spiele, habe ich es nicht gesehen. Jetzt ist die Sicht da. Ich stehe mit einem Freund auf dem Platz in der Tennishalle Pilatus und realisiere mit einem Mal, wie absolut unglaublich es ist, überhaupt den Ball zu treffen. Ich nehme wahr, mit welch unfassbarem Zusammenspiel aller Muskeln und Sinne er den Ball zum Service hochwirft, ihn trifft und in mein Feld spielt. Und wie in Zeitlupe verfolge ich, wie meine Augen diesen Ball fixieren und mein Gehirn gleichzeitig aus sämtlichen Rohren schiesst, um meine Muskeln dorthin zu bewegen, wo ich den Ball treffen soll. Es kommt mir ganz und gar unwirklich vor, wie so etwas, solch eine Bewegung überhaupt auszuführen ist. Und wie ich mich gleichzeitig mit allen Sinnen im Raum orientiere, die richtige Stellung zum Ball finde, aushole und den Schlag führe. Es ist ein wunderbarer Tanz. Vollkommen perfekt in sich. Es ist ein irrsinniges Zusammenfliessen und Verströmen von Energien, von Reizen, von Antworten darauf. Und alles geschieht in natürlicher Eleganz, eben wie ein Tanz. 

Man könnte auf die Idee kommen, dass das eine Erleuchtung auf dem Tennisplatz war.

Am nächsten Tag schaue ich dann Roger Federer im Fernsehen zu und habe dieses Erlebnis in abgeschwächter Form (höchstens noch 10%) nochmals.

Viel Vergnügen beim Australian Open!!

(Tennisplatz, November 2017)